"Gewidmet den gefallenen Helden": Fotografie des Finsterauer Kriegerdenkmals
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Titel
"Gewidmet den gefallenen Helden": Fotografie des Finsterauer Kriegerdenkmals
Thema
Tod
Gedenken
Beschreibung
Zeitgenössische Fotografie auf Postkarte.
Das Kriegerdenkmal besteht bis heute an der Mauer der "Pfarrei Finsterau": Nach 1945 wurde es baulich erweitert, um den Soldatenopfern des Zweiten Weltkrieges aus dem Dorf zu gedenken. Dem aufmerksamen Besucher begegnen die eingemeißelten Namen der beiden jungen Soldaten auf dem Denkmal wieder, die respektive 1917 an der Südtiroler Front und 1918 an der Westfront den damals sogenannten "Heldentod fürs Vaterland" starben: der vierunddreißigjährige Ludwig Dellawalle und der achtzehnjährige Jüngling Ludwig Hackl.
Nach dem Kriegsende 1918 stellte sich in ganz Deutschland die Frage, wie man in Denkmalsbauten dem Massentod aus einem Zwei-, wenn nicht gar Dreifrontenkrieg angesichts der Niederlage Sinn und Würde geben sollte. Auch in Finsterau war nach dem Ersten Weltkrieg "der monumentale Gefallenenkult des 19. Jahrhunderts" (Martin Sabrow) im Grunde genommen angeschlagen, der dem „Opfertod für das Vaterland“ (Sabrow) gedachte, "für eine Vergangenheit und Zukunft zusammenführende Sinnstiftung" (Sabrow) stand und "die Totentrauer mit dem Siegeskranz" verband, um "den Beitrag der Helden zur Wiedergeburt des Vaterlandes" zu preisen. Martin Sabrow zufolge wurde in Deutschland "erbittert darum gestritten, ob die Trauer um die Opfer oder die Ehrung der Helden im Vordergrund zu stehen habe". Umso erstaunlicher kann die Zeichen- und Symbolsprache zur Erinnerung an den großen Krieg von 1914 - 1918 heute erscheinen, auf welche man sich in Finsterau zur Zeit der Weimarer Republik offensichtlich geeinigt hatte. Wohl befindet sich auch beim Finsterauer Krieger-Denkmal ein Krieger in Uniform und mit Stahlhelm erhöht auf einem Sockel. Dennoch kniet der Soldat: Mit gesenktem Haupt, geschlossenen Augen, ernstem bzw. melancholischem und demütigem Gesicht und gefalteten Händen stützt sich der "Held" nachdenklich, betend oder meditierend auf seinem Gewehr ab. Der in Stein dargestellte Soldat erscheint somit eigentlich weder "als heimkehrender Bürger (...), der seine militärische Pflicht erfüllt hat" (Sabrow), noch wirklich "als Krieger, der das heroische Soldatentum verkörpert" (Sabrow). Das Finsterauer Kriegerdenkmal zum Ersten Weltkrieg scheint daher nur dem Namen nach "den gefallenen Helden" gewidmet zu sein: Dies kann als ein Zugeständnis an die „Nation“ angesehen werden. Dennoch scheint die Zeichen- und Symbolsprache nicht ausdrücklich und eineindeutig darauf hinzuweisen, dass mit Dieter Langewiesches Worten die Nation "das Zentrale" sei und "ihr zu dienen" zur politisch-gesellschaftlichen Schlüsselaufgabe der Kirche in der "Nation" wäre. Der kniende Soldat auf dem Sockel umrahmt nämlich zusammen mit einem unübersehbar zentral platzierten Kreuz aus Stein am Fuße des Denkmals die Namen der vermeintlichen "Helden". Die Nation als "Letztwert" (Langewiesche) scheint im meditativ-nachdenklichen Gesamteindruck des Finsterauer Kriegerdenkmals ein wenig relativiert zu sein: Die "Pfarrei Finsterau" scheint die "Nation" mit dem Denkmal weder direkt zu heiligen noch ihr offen und ausschließlich zu dienen. Das Finsterauer Denkmal zum großen Krieg von 1914–1918 scheint demnach im "Denkmalskult" (Sabrow) der Weimarer Zeit eine der vielen Ausnahmen auf dem Land und in den Provinzen zu sein, die die Regel in den Großstädten und Industrieregionen bestätigt.
Das Kriegerdenkmal besteht bis heute an der Mauer der "Pfarrei Finsterau": Nach 1945 wurde es baulich erweitert, um den Soldatenopfern des Zweiten Weltkrieges aus dem Dorf zu gedenken. Dem aufmerksamen Besucher begegnen die eingemeißelten Namen der beiden jungen Soldaten auf dem Denkmal wieder, die respektive 1917 an der Südtiroler Front und 1918 an der Westfront den damals sogenannten "Heldentod fürs Vaterland" starben: der vierunddreißigjährige Ludwig Dellawalle und der achtzehnjährige Jüngling Ludwig Hackl.
Nach dem Kriegsende 1918 stellte sich in ganz Deutschland die Frage, wie man in Denkmalsbauten dem Massentod aus einem Zwei-, wenn nicht gar Dreifrontenkrieg angesichts der Niederlage Sinn und Würde geben sollte. Auch in Finsterau war nach dem Ersten Weltkrieg "der monumentale Gefallenenkult des 19. Jahrhunderts" (Martin Sabrow) im Grunde genommen angeschlagen, der dem „Opfertod für das Vaterland“ (Sabrow) gedachte, "für eine Vergangenheit und Zukunft zusammenführende Sinnstiftung" (Sabrow) stand und "die Totentrauer mit dem Siegeskranz" verband, um "den Beitrag der Helden zur Wiedergeburt des Vaterlandes" zu preisen. Martin Sabrow zufolge wurde in Deutschland "erbittert darum gestritten, ob die Trauer um die Opfer oder die Ehrung der Helden im Vordergrund zu stehen habe". Umso erstaunlicher kann die Zeichen- und Symbolsprache zur Erinnerung an den großen Krieg von 1914 - 1918 heute erscheinen, auf welche man sich in Finsterau zur Zeit der Weimarer Republik offensichtlich geeinigt hatte. Wohl befindet sich auch beim Finsterauer Krieger-Denkmal ein Krieger in Uniform und mit Stahlhelm erhöht auf einem Sockel. Dennoch kniet der Soldat: Mit gesenktem Haupt, geschlossenen Augen, ernstem bzw. melancholischem und demütigem Gesicht und gefalteten Händen stützt sich der "Held" nachdenklich, betend oder meditierend auf seinem Gewehr ab. Der in Stein dargestellte Soldat erscheint somit eigentlich weder "als heimkehrender Bürger (...), der seine militärische Pflicht erfüllt hat" (Sabrow), noch wirklich "als Krieger, der das heroische Soldatentum verkörpert" (Sabrow). Das Finsterauer Kriegerdenkmal zum Ersten Weltkrieg scheint daher nur dem Namen nach "den gefallenen Helden" gewidmet zu sein: Dies kann als ein Zugeständnis an die „Nation“ angesehen werden. Dennoch scheint die Zeichen- und Symbolsprache nicht ausdrücklich und eineindeutig darauf hinzuweisen, dass mit Dieter Langewiesches Worten die Nation "das Zentrale" sei und "ihr zu dienen" zur politisch-gesellschaftlichen Schlüsselaufgabe der Kirche in der "Nation" wäre. Der kniende Soldat auf dem Sockel umrahmt nämlich zusammen mit einem unübersehbar zentral platzierten Kreuz aus Stein am Fuße des Denkmals die Namen der vermeintlichen "Helden". Die Nation als "Letztwert" (Langewiesche) scheint im meditativ-nachdenklichen Gesamteindruck des Finsterauer Kriegerdenkmals ein wenig relativiert zu sein: Die "Pfarrei Finsterau" scheint die "Nation" mit dem Denkmal weder direkt zu heiligen noch ihr offen und ausschließlich zu dienen. Das Finsterauer Denkmal zum großen Krieg von 1914–1918 scheint demnach im "Denkmalskult" (Sabrow) der Weimarer Zeit eine der vielen Ausnahmen auf dem Land und in den Provinzen zu sein, die die Regel in den Großstädten und Industrieregionen bestätigt.
Ersteller
Photokarten-Verlag E. Müller, Freyung v. Wald
Quelle
Roland Ratzesberger, Heinrichsbrunn, Gemeinde Mauth
Herausgeber
Universität Passau
Datum
Unbekannt
Mitarbeiter
Clemens Benkel
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Fotografie
Postkarte
Abdeckung
Heinrichsbrunn, Gemeinde Mauth,
Landkreis Freyung-Grafenau
Landkreis Freyung-Grafenau
Zitat
Photokarten-Verlag E. Müller, Freyung v. Wald, “"Gewidmet den gefallenen Helden": Fotografie des Finsterauer Kriegerdenkmals ,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/378.