Sterbebild des Jünglings Ludwig Hackl aus Finsterau

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Titel

Sterbebild des Jünglings Ludwig Hackl aus Finsterau
Interviewmitschnitt:
Ludwig Hackl (1900 - 1918), ein ungezähltes Opfer aus der "Verlorenen Generation" im Ersten Weltkrieg

Thema

Tod
Heimatfront
Gedenken
Glaube

Beschreibung

Flach-/Offsetdruck in Schwarzweiß auf Vor- und Rückseite

Interviewmitschnitt von Helmut Haselberger aus Finsterau (Landkreis Freyung-Grafenau) über den Bruder seiner Großmutter väterlicherseits

Ludwig Hackl (1900 – 1918) aus Finsterau war der Bruder von Helmut Haselbergers Großmutter väterlicherseits Aloisia Haselberger, geborene Hackl. Mit gerade einmal 18 Jahren und 9 Monaten fand Ludwig Hackl den Tod an der Westfront als militärischer Pionier in der ersten Kampfreihe durch einen Giftgasangriff. Das Sterbedatum (18. Juli 1918) und die Information: "Soldat bei einem bayer. Pionier-Rgt.", lassen darauf schließen, dass Ludwig Hackl höchstwahrscheinlich während der Operation Marneschutz-Reims vom 15. bis 18. Juli als die fünfte und letzte Angriffsoperation im Zuge der sogenannten deutschen Frühjahrsoffensive von 1918 an vorderster Front im Einsatz war.
Als einfacher Soldat stand Ludwig Hackl unter dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg (1847 – 1934) und seines Stabschefs und Stellvertreters, dem General der Infanterie und Ersten Generalquartiermeister Erich Ludendorff (1865 – 1937). Im Gesamtkontext des großen europäischen Krieges haben beide genannten Generäle als "faktische Kriegsverbrecher" (Vicente Such-Garcia) die menschliche Katastrophe der "Verlorenen Generation" in Europas totalem Krieg von deutscher Seite her in allerletzter Instanz zu verantworten. In der förmlichen Militärdiktatur der Obersten Heeresleitung (OHL) unter Hindenburgs und Ludendorffs Führung von August 1916 bis November 1918 wurde das Mindestalter für die Rekruten auf 16 Jahren herabgesenkt und die Wehrpflicht auf ausnahmslos alle Männer zwischen dem vollendeten 16. und 60. Lebensjahr ausgedehnt. Ludwig Hackl aus dem Dorf Finsterau im Bayerischen Wald ist damit eines der Sinnbilder dieser im Ersten Weltkrieg sinnlos geopferten, "verlorenen Generation", welcher u.a. der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kooperation mit dem Bundesarchiv ein ganzes multimediales und interaktives pädagogisches Projekt widmet.

Der Zusatz "Oekonomsohn" scheint die These des Historikers, Vize-Direktors und Hauptkonservators des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt Dieter Storz zu bestätigen, wonach die im gesamten damaligen Deutschen Reich zuweilen übersteigerte Kriegsbegeisterung, jenes "Augusterlebnis" von 1914, in erster Linie ein groß-, klein-, massen- und bildungsbürgerliches, somit auch intellektuelles, akademisches und studentisches Phänomen war. Die jungen und unerfahrenen Rekruten, die in den letzten beiden Kriegsjahren 1917 und 1918 sich entweder noch kriegsfreiwillig meldeten, oder aber vor allem noch regulär eingezogen wurden, mussten ihre Grundausbildung als Soldaten in den Kasernen und an den Waffen im Schnelldurchlauf absolvieren. Wie in allen anderen kriegführenden Staaten hatte die deutsche Jugend von August 1914 an in der Heimatfront ihren Kenntnisstand über den großen europäischen Krieg in erster Linie aus der Propaganda in Presse und Postkarten, Fotografien und Plakatbildern und sogar bereits aus den allerersten Lichtspielfilmen erworben. Mit Richard Bessels Worten konnte daher „das Bild des heldenhaften Soldaten (…) hier leichter intakt bleiben als bei den älteren Männern, die gerade erst vom sinnlosen Blutvergießen in den Schützengräben“ dank „Heimatschuss“/„Fronturlaub“ oder im Zuge der "Drückebergerei", schließlich im Verlauf der Demobilisierung bei Kriegsende im November 1918 jeweils zurückkehrten.

Aus der Aussage Helmut Haselbergers im Interviewmitschnitt lassen sich die beruflichen Aussichten und Perspektiven erahnen, die Helmut Haselbergers Großonkel mütterlicherseits als zurückgekehrter Kriegsveteran, besser noch ohne den Weltkrieg, gehabt hätte: In Finsterau hätte Ludwig Hackl ein angesehener Land-, Haus- und Gastwirt und ehrenhafter Bürger seines Ortes werden können.

Ersteller

Sterbebild:
Unbekannt
Interviewmitschnitt:
Franz Bauer, Clemens Benkel

Quelle

Helmut Haselberger,
Finsterau, Landkreis Freyung-Grafenau

Herausgeber

Universität Passau

Datum

Sterbebild:
1918
Interviewmitschnitt:
2015

Mitarbeiter

Clemens Benkel

Rechte

CC BY-NC-SA 4.0

Format

Sterbebild (Vor- und Rückseite):
jpg
Interviewmitschnitt:
WAV-Audio

Sprache

Deutsch

Typ

sonstiges Dokument

Abdeckung

Finsterau, Landkreis Freyung-Grafenau

Schlagwörter

Zitat

Sterbebild: Unbekannt und Interviewmitschnitt: Franz Bauer, Clemens Benkel, “Sterbebild des Jünglings Ludwig Hackl aus Finsterau ,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/377.