Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 30.J.1916
Dublin Core
Title
Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 30.J.1916
Subject
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Description
Transkription des Briefes:
"Oberseilberg, den 3. J. 1916
Lieber Andere! Bin schon 3 Tage allein und habe sehr Zeitlang um Dich. Auch die Anderen klagten, daß sie Zeitlang hatten. Besonders der Hackl jammert, daß nicht da bist. Lieber Andere! Gestern Nachmittag war ich in Seilberg bei der Petroleumverteilung, wo wir 5 Liter bekommen haben, den Liter zu 40 Pf. Hernach ging ich zu der Kati, die ist schon sehr schwer krank. Wennst nicht bald kommst, dann triffst es nicht mehr am Leben. Sie sagte zu mir, sie wäre schon sehr froh, wenns sterben könnte. Hat mir sehr erbarmt. Sagt aber zu mir, wie ich geh, komme bald wieder. Lieber Andere! Bei uns gings heute sehr gnädig. In der Früh wars noch finster, kam schon der Wagner. Dann kam der Johann und der Baumann von Seilberg ins Graben putzen. Dann haben die Mägde und die zwei Buben und der Hans in der Habet die Gräben gereinigt bis in Nachmittag um 4 Uhr, denn es regnete furchtbar, und am Abend kam ein Gewitter. Wies in Stall gingen, hats schon recht geblitzt und ging furchtbarer Wind, und jetzt ists 8 Uhr und hat noch das gleiche Wetter. Und der Johann half dem Wagner das Zeug herrichten. Und wenns morgen schneit, müßen morgen mit dem Andere Bauer in den Staatswald hinauf mit dem Hansl, ich meine halt der Andere. Kann Dir neues schreiben, daß die Weber Eva heute in der Früh gestorben ist. Von Hackl seinem Ochsen nahm ich 13 Pfd. Fleisch, weils sehr schön war. Neujahrskarten haben wir noch bekommen von Brandl, von der Frau Brüstle, von Scholler Otto und von Schraml aus Grafenau. Da kannst schreiben, kannst Dich bedanken, Du hast besser Zeit wie ich. Lieber Andere! Schreibe mir, was Du machen mußt und wies Die wieder geht. Wann Deine Hausleute den Butter brauchen, das darf ich nicht vergessen. Daß heute der Pepi wieder das erste Mal in die Schule ging, hat aber nicht viel gemeint, darfst Dich nicht kümmern. Ich schließe mein Schreiben mit vielen herzlichen Grüßen, Deine Mari nebst Buben. Gruß von Hackl, extra Gruß von Pepi. Lebe wohl, aufs Wiedersehen, gute Nacht, Andere! Gruß an Deine Hausleute!"
"Oberseilberg, den 3. J. 1916
Lieber Andere! Bin schon 3 Tage allein und habe sehr Zeitlang um Dich. Auch die Anderen klagten, daß sie Zeitlang hatten. Besonders der Hackl jammert, daß nicht da bist. Lieber Andere! Gestern Nachmittag war ich in Seilberg bei der Petroleumverteilung, wo wir 5 Liter bekommen haben, den Liter zu 40 Pf. Hernach ging ich zu der Kati, die ist schon sehr schwer krank. Wennst nicht bald kommst, dann triffst es nicht mehr am Leben. Sie sagte zu mir, sie wäre schon sehr froh, wenns sterben könnte. Hat mir sehr erbarmt. Sagt aber zu mir, wie ich geh, komme bald wieder. Lieber Andere! Bei uns gings heute sehr gnädig. In der Früh wars noch finster, kam schon der Wagner. Dann kam der Johann und der Baumann von Seilberg ins Graben putzen. Dann haben die Mägde und die zwei Buben und der Hans in der Habet die Gräben gereinigt bis in Nachmittag um 4 Uhr, denn es regnete furchtbar, und am Abend kam ein Gewitter. Wies in Stall gingen, hats schon recht geblitzt und ging furchtbarer Wind, und jetzt ists 8 Uhr und hat noch das gleiche Wetter. Und der Johann half dem Wagner das Zeug herrichten. Und wenns morgen schneit, müßen morgen mit dem Andere Bauer in den Staatswald hinauf mit dem Hansl, ich meine halt der Andere. Kann Dir neues schreiben, daß die Weber Eva heute in der Früh gestorben ist. Von Hackl seinem Ochsen nahm ich 13 Pfd. Fleisch, weils sehr schön war. Neujahrskarten haben wir noch bekommen von Brandl, von der Frau Brüstle, von Scholler Otto und von Schraml aus Grafenau. Da kannst schreiben, kannst Dich bedanken, Du hast besser Zeit wie ich. Lieber Andere! Schreibe mir, was Du machen mußt und wies Die wieder geht. Wann Deine Hausleute den Butter brauchen, das darf ich nicht vergessen. Daß heute der Pepi wieder das erste Mal in die Schule ging, hat aber nicht viel gemeint, darfst Dich nicht kümmern. Ich schließe mein Schreiben mit vielen herzlichen Grüßen, Deine Mari nebst Buben. Gruß von Hackl, extra Gruß von Pepi. Lebe wohl, aufs Wiedersehen, gute Nacht, Andere! Gruß an Deine Hausleute!"
Creator
Maria Glaser
Source
Franz Glaser
Publisher
Universität Passau
Date
1915
Contributor
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rights
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Language
Deutsch
Type
Brief
Coverage
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Westfront
Citation
Maria Glaser, “Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 30.J.1916,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 18. Mai 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/236.