Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 22.11.1915
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Titel
Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 22.11.1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Beschreibung
Abschrift des Briefes:
"Bodenheim, d. 22. Nov. 15
Liebe Mari u. Kinder! Muß Dir doch einen Brief schreiben, daß Du weißt, wie es mit dem Urlaub jetzt ist. Da weiß ich jetzt selbst noch nichts genaues, heißen tuts immer, wer ein Gesuch hat, der bekommt 45 Tag. Da wäre es schon gut, wenn das Gesuch bald kommen würde, daß man wieder ein paar Tag von dem Schwindl los würde. Auch heißt es jetzt, daß die Preussen die Jahrgäng 69 und 70 beurlaubt worden sind. Es muß auch bei uns was im Gange sein, sonst wäre das nicht heraus gekommen. Es hat ein jeder, der Garnisonsdienst hat, in die Kanzlei gehen müssen, daß er auf Familien-Unterstützung und Löhnung die 45 Tage verzichtet. Da sind es den Bayern wieder zu viele gewesen, denn es waren über 60 Mann, und da weiß man jetzt noch nicht, was alles gemacht wird. Wenn nur bei mir das Gesuch bald kommen würde. Es kann sein, daß ich diese Woche noch komme und kann noch länger auch hergehen. Schreibe mir bald wieder. Vielleicht komm ich doch bald, Dein Andre. Liebe Mari, gestern war ich in Hechtsheim. Hätte den Kittl aufgesucht, war aber nicht zu Hause. Sind uns 3 Mann gewesen von unserer Batterie und haben uns sehr gut unterhalten. Bin erst um 9 Uhr heimgekommen, hab mich gleich schlafen gelegt. Kann sehr gut schlafen und geht mir so sehr gut. Wenn nur das verflixte Exerzieren einmal gar wäre, daß man wieder frei wäre. Denn zu Hause wißt ihr es gar nicht, wie schön daß ihr habt gegen den verflixten Kommis. Gruß von meinen Hausleuten. Wennst einen Butter bekommst, schicke einen. Liebe Mari, ich habe der Hödlin noch nicht geschrieben und schreibe auch nicht und macht Euch nichts mehr an. Daß auch die Buben keiner mehr hinauf geht und sagt gar nichts mehr, ist das Beste. Dem Max habe ich so schon alles geschrieben, und wenn es nicht bald anders wird, dann muß man die Sache der Gendarmerie übergeben. Viele Grüße an alle, besonders an Buben. Was ists mit dem Hans, ist er noch nicht braver? Ist der Andre gesund u. der Sepp, geht er doch gern in die Schule u. der Franz, was macht der? Nochmals viele Grüße von mir!"
"Bodenheim, d. 22. Nov. 15
Liebe Mari u. Kinder! Muß Dir doch einen Brief schreiben, daß Du weißt, wie es mit dem Urlaub jetzt ist. Da weiß ich jetzt selbst noch nichts genaues, heißen tuts immer, wer ein Gesuch hat, der bekommt 45 Tag. Da wäre es schon gut, wenn das Gesuch bald kommen würde, daß man wieder ein paar Tag von dem Schwindl los würde. Auch heißt es jetzt, daß die Preussen die Jahrgäng 69 und 70 beurlaubt worden sind. Es muß auch bei uns was im Gange sein, sonst wäre das nicht heraus gekommen. Es hat ein jeder, der Garnisonsdienst hat, in die Kanzlei gehen müssen, daß er auf Familien-Unterstützung und Löhnung die 45 Tage verzichtet. Da sind es den Bayern wieder zu viele gewesen, denn es waren über 60 Mann, und da weiß man jetzt noch nicht, was alles gemacht wird. Wenn nur bei mir das Gesuch bald kommen würde. Es kann sein, daß ich diese Woche noch komme und kann noch länger auch hergehen. Schreibe mir bald wieder. Vielleicht komm ich doch bald, Dein Andre. Liebe Mari, gestern war ich in Hechtsheim. Hätte den Kittl aufgesucht, war aber nicht zu Hause. Sind uns 3 Mann gewesen von unserer Batterie und haben uns sehr gut unterhalten. Bin erst um 9 Uhr heimgekommen, hab mich gleich schlafen gelegt. Kann sehr gut schlafen und geht mir so sehr gut. Wenn nur das verflixte Exerzieren einmal gar wäre, daß man wieder frei wäre. Denn zu Hause wißt ihr es gar nicht, wie schön daß ihr habt gegen den verflixten Kommis. Gruß von meinen Hausleuten. Wennst einen Butter bekommst, schicke einen. Liebe Mari, ich habe der Hödlin noch nicht geschrieben und schreibe auch nicht und macht Euch nichts mehr an. Daß auch die Buben keiner mehr hinauf geht und sagt gar nichts mehr, ist das Beste. Dem Max habe ich so schon alles geschrieben, und wenn es nicht bald anders wird, dann muß man die Sache der Gendarmerie übergeben. Viele Grüße an alle, besonders an Buben. Was ists mit dem Hans, ist er noch nicht braver? Ist der Andre gesund u. der Sepp, geht er doch gern in die Schule u. der Franz, was macht der? Nochmals viele Grüße von mir!"
Ersteller
Andreas Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-03-22
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Bodenheim, Westfront
Zitat
Andreas Glaser, “Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 22.11.1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/235.