„Die Verfolgung der Russen“:
Teilkarte aus Münchner Neueste Nachrichten

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Titel

„Die Verfolgung der Russen“:
Teilkarte aus Münchner Neueste Nachrichten

Thema

Ostfront
Heimatfront
Propaganda

Beschreibung

Die "Münchner Neuesten Nachrichten" existiert als Tageszeitung heute nicht mehr. Sie erschien indessen nahezu ein ganzes Jahrhundert, von 1848 bis 1945. Als solche ist sie Produkt, Ausdruck und Spiegelbild dieses Jahrhunderts: Wie alle anderen Tageszeitungen unterstanden die "Münchner Neuesten Nachrichten" zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges der allgemeinen Pressezensur. Ähnlich wie bei der "Kriegs-Karte vom Osten" von ca. 1916/1917 als "Gratis-Beilage" zu den Schweizer "Basler Nachrichten", so sticht auf der Teilkarte, die "die Verfolgung der Russen" darstellt, zwischen der Abbildung Warschaus in Polen und Lembergs in Galizien einmal mehr die Festungsstadt Brest-Litowsk als Knotenpunkt heraus. Zwischen 1914 und 1917 hatte sich das Kriegsschicksal überwiegend zu Ungunsten der russischen Seite entwickelt. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstandes an der gesamten Ostfront vom 15. Dezember 1917 erstreckte sich die Frontlinie nunmehr von Estland bis zum Asowschen Meer. Der Waffenstillstand von Brest-Litowsk hatte das definitive Ende des Krieges im Osten nach dem Kampfstreik auf russischer Seite vom Frühjahr/Sommer 1917 im Gefolge der bürgerlichen Februarrevolution und nach der kommunistischen Oktoberrevolution bedeutet. Am 3. März 1918 wurde der Separatfrieden zwischen den Mittelmächten und dem revolutionären Russland unterzeichnet.

Als monatelanger Verhandlungsort wurde Brest-Litowsk zum Symbol für die unterschiedlichen Ziele und Absichten, welche die Verhandlungsparteien, die sozial wie politisch-ideologisch gegensätzlicher nicht sein konnten, mit dem Begriff der "Freiheit und Selbstbestimmung der Völker" und den hiermit verbundenen Ideologien des Nationalismus im Auge hatten. "revolutionäre Infektion" (Herfried Münkler) und politisch-ideologische „Kontaminierung“ (Münkler): Während sich die aristokratischen Verhandlungsführer der Mittelmächte hiermit von Anbeginn des großen Krieges die Zurückziehung der alleierten Truppen von West- und Ostfront und die Zerschlagung der Imperien der Entente-Mächte erhofften zur Neugründung von jungen Nationalstaaten als Satellitenstaaten mit „Helotenarmeen“ (Münkler) im Dienste der Mittelmächte, so hofften die kommunistischen Verhandlungsführer hingegen, die soziale Revolution von Osten her bis in das Innere der Mittelmächte, von dort gen Westeuropa, verbreiten und entfesseln zu können. Aus Jägern sollten wieder Gejagte werden: Unter dem Druck des Ostens waren Rückzug und Zusammenbruch der Mittelmächte und die Wiedereingliederung der verlorenen Gebiete aus Sicht der Bolschewiki lediglich eine Frage der Zeit.

Ersteller

Unbekannt

Quelle

Franz Bauer, Ruhmannsfelden, Landkreis Regen

Herausgeber

Universität Passau

Datum

ca. 1917

Mitarbeiter

Clemens Benkel

Rechte

CC BY-NC-SA 4.0

Format

jpg

Sprache

Deutsch

Typ

Zeitung
Landkarte

Abdeckung

Ostfront
Ruhmannsfelden, Landkreis Regen

Schlagwörter

Zitat

Unbekannt, “„Die Verfolgung der Russen“: Teilkarte aus Münchner Neueste Nachrichten,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 29. April 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/363.