Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 15.11.1915
Dublin Core
Titel
Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 15.11.1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Beschreibung
Transkription des Briefes:
"Oberseilberg, den 15. November 1915
Lieber Andere! Es kommt die zweite Nacht schon, daß wir allein sind, und da mein ich, ich kanns nicht aushalten vor lauter Sehnsucht nach Dir und habe viel Zeitlang nach Dir. Lieber Andere! Neues kann ich Dir noch nicht viel schreiben, weil so noch alles beim alten ist. Heute war der Wachtmeister schon da mit dem Urlaubsgesuch, meint schon, daß ein Monat bekommst. Schickts morgen wieder ins Bezirksamt. Ich habe heute dem Lenz Josef den Flachs verkauft, den Zentner um 97 M, lege Dir ein paar Mark bei. Auch habe ich dem Bogner Andere heute schon wieder 24 M. Krankengeld u. Feuersekulanz geben müßen und morgen wird das Getreide wieder geschätzt und wir haben noch keins gedroschen. Lieber Andere! Schreib mir bald, wies Dir auf der Reise gegangen hat und obs wieder freundlich aufgenommen bei Deinen Hausleuten. Der Butter wird ihnen halt zu wenig sein, die letzten Täg bekommens wieder eine Sendung von der Ambros-Gon. Wenns keinen brauchen, schreibs mir gleich, dann schick ich ihn der Frau Plautz. Am Donnerstag oder Freitag, meine ich, tun wir dreschen. Lieber Andere! Gestern schrieb ich den Brief nimmer fertig, und so kann ich Dir neues schreiben, daß in Schmiding heute früh 3 Uhr gebrannt hat. Es sind zwei Häuser abgebrannt, beim Sauschuster kam es aus und beim Hanner. ½ 4 Uhr kam der Wurm Karl von Grainet, rief: Franzlbauer, in Schmiding brennen zwei Häuser! Wir standen gleich und sagten ihm: Der Andere ist nicht mehr da! Hernach kam der Vizi ums Pferd und fuhr die Spritze hinüber und der Maxbauer sollte den Grainetern die ihre gefahren haben. Ich habe dann den Anderl nach geschickt, weil die Lina so hinüber ist, daß dem Hansel nichts passiert. Beim Schulhaus habens mit dem Pferd umgekehrt. Darfst keine Angst haben, wir schauen schon auf auf das Feuer und Licht. Wies aus kam, weiß niemand, die anderen sagen mit der Asche, die anderen sagen mit der Sauschusterdirn seine Liebhaber kam es aus. Der Vizi und die Buben tun Holz fahren und ich geh mit der Schmiding seiner Leich. Wennst den Hödln schreibst, tu der Berta die zwei Mark dazu. Sonst nichts neues! Lieber Andere! Schreib mir gleich, ich habe sehr Zeitlang um Dich! Zum Schluße die besten Grüße von Deinem Liebchen u. Kinder. Leb wohl und bleib gesund!"
"Oberseilberg, den 15. November 1915
Lieber Andere! Es kommt die zweite Nacht schon, daß wir allein sind, und da mein ich, ich kanns nicht aushalten vor lauter Sehnsucht nach Dir und habe viel Zeitlang nach Dir. Lieber Andere! Neues kann ich Dir noch nicht viel schreiben, weil so noch alles beim alten ist. Heute war der Wachtmeister schon da mit dem Urlaubsgesuch, meint schon, daß ein Monat bekommst. Schickts morgen wieder ins Bezirksamt. Ich habe heute dem Lenz Josef den Flachs verkauft, den Zentner um 97 M, lege Dir ein paar Mark bei. Auch habe ich dem Bogner Andere heute schon wieder 24 M. Krankengeld u. Feuersekulanz geben müßen und morgen wird das Getreide wieder geschätzt und wir haben noch keins gedroschen. Lieber Andere! Schreib mir bald, wies Dir auf der Reise gegangen hat und obs wieder freundlich aufgenommen bei Deinen Hausleuten. Der Butter wird ihnen halt zu wenig sein, die letzten Täg bekommens wieder eine Sendung von der Ambros-Gon. Wenns keinen brauchen, schreibs mir gleich, dann schick ich ihn der Frau Plautz. Am Donnerstag oder Freitag, meine ich, tun wir dreschen. Lieber Andere! Gestern schrieb ich den Brief nimmer fertig, und so kann ich Dir neues schreiben, daß in Schmiding heute früh 3 Uhr gebrannt hat. Es sind zwei Häuser abgebrannt, beim Sauschuster kam es aus und beim Hanner. ½ 4 Uhr kam der Wurm Karl von Grainet, rief: Franzlbauer, in Schmiding brennen zwei Häuser! Wir standen gleich und sagten ihm: Der Andere ist nicht mehr da! Hernach kam der Vizi ums Pferd und fuhr die Spritze hinüber und der Maxbauer sollte den Grainetern die ihre gefahren haben. Ich habe dann den Anderl nach geschickt, weil die Lina so hinüber ist, daß dem Hansel nichts passiert. Beim Schulhaus habens mit dem Pferd umgekehrt. Darfst keine Angst haben, wir schauen schon auf auf das Feuer und Licht. Wies aus kam, weiß niemand, die anderen sagen mit der Asche, die anderen sagen mit der Sauschusterdirn seine Liebhaber kam es aus. Der Vizi und die Buben tun Holz fahren und ich geh mit der Schmiding seiner Leich. Wennst den Hödln schreibst, tu der Berta die zwei Mark dazu. Sonst nichts neues! Lieber Andere! Schreib mir gleich, ich habe sehr Zeitlang um Dich! Zum Schluße die besten Grüße von Deinem Liebchen u. Kinder. Leb wohl und bleib gesund!"
Ersteller
Maria Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-11-15
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Westfront
Zitat
Maria Glaser, “Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 15.11.1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/233.