Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 4.6.1915
Dublin Core
Titel
Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 4.6.1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Beschreibung
Transkription des Briefes:
"Hönheim, den 4. Juni 1915
Meine liebe Mari u. Kinder! Habe heute früh Deinen Brief vom 1. Juni erhalten und gelesen, daß es mit dem Urlaub schon wieder spuckt, aber das macht nichts. Habe nur keine Angst, das vergeht alles wieder. Wir müssen auch viel gewöhnen und wenn sich die Gemeinde da nicht bekümmert, so ist es ihre Sache. Ich kann jetzt nichts machen, denn das geht bei uns nicht so leicht, daß Arbeiter schicken, die nicht das geringste verstehen. Und dann auch, wer zahlt es bei der Familienunterstützung, hast gewiß auch noch nichts bekommen. Da sollen sich jetzt auch die bekümmern, die dort die ersten waren, die den Pong ? darunter geworfen haben. Gehe nur zum Herrn Hauptlehrer, und rede mit ihm, daß auch der Knecht fort hat müssen u. überhaupt vom Dorf schon so viele fort sind. Auch mit dem Herrn Wachtmeister rede, und ich befrage mich schon noch, was zu machen ist. Und hilft denn alles nichts, so müsst ihr halt tun, was ihr könnt. Das bessere abmähen und heuen u. das andere das Vieh und abhüten. Man kann ja jetzt gar nichts sagen, bis in 10 Tagen kann die Sache wieder ganz anders werden. Verzage nur nicht so schnell, die Zeit vergeht schon. Ich bin jetzt schon das 5te Monat hier. Habe jetzt schon mehr Dienst gemacht, als wie aktiv. Das macht, weil ich jetzt schon im 46. Jahr auch bin. Liebe Mari u. Kinder, gestern haben wir den Fronleichnamstag gehabt, aber kirchlich ist er nicht gefeiert worden, aber das bayerische Militär hat frei gehabt. Bin nachmittags nach Straßburg gefahren, aber zum Scherer Alois bin ich nicht gekommen, weil er auf Wache war. Zum Schuster von Rehberg bin ich auch noch gar nie gekommen, denn der ist auf Bahnwache abgekommen. Es war sehr schön, da sieht man viel, aber Geld könnte man auch nicht genug haben, weil alles so teuer ist, daß man es gar nicht glauben möchte. Liebe Mari, habe auch die zwei Pakete erhalten, die Leibl sind sehr gut. Kanns auch sehr gut brauchen, denn in der früh im Kaffee, da ist der Kommis fast nicht zum packen. Mittags und bei Tag, da esse ich ihn gern. Jetzt habe ich mir in den Kaffee immer ein Brot gekauft und jetzt brauche ich keins mehr zu kaufen und wenns gar sind, dann komm ich so wieder in Urlaub. Es vergeht schon wieder die Zeit. Grüße mir alle Bekannten, auch alle Hausleute, Kinder, Lena und Dorfleute, auf ein baldiges Wiedersehen. Nochmals meinen besten Dank für die Leibl und einen schönen Gruß an Schwager. Ich schreibe ihm bald wieder. Die Photografie schicke ich Dir wieder zurück. Mir hat er noch nicht geschrieben."
"Hönheim, den 4. Juni 1915
Meine liebe Mari u. Kinder! Habe heute früh Deinen Brief vom 1. Juni erhalten und gelesen, daß es mit dem Urlaub schon wieder spuckt, aber das macht nichts. Habe nur keine Angst, das vergeht alles wieder. Wir müssen auch viel gewöhnen und wenn sich die Gemeinde da nicht bekümmert, so ist es ihre Sache. Ich kann jetzt nichts machen, denn das geht bei uns nicht so leicht, daß Arbeiter schicken, die nicht das geringste verstehen. Und dann auch, wer zahlt es bei der Familienunterstützung, hast gewiß auch noch nichts bekommen. Da sollen sich jetzt auch die bekümmern, die dort die ersten waren, die den Pong ? darunter geworfen haben. Gehe nur zum Herrn Hauptlehrer, und rede mit ihm, daß auch der Knecht fort hat müssen u. überhaupt vom Dorf schon so viele fort sind. Auch mit dem Herrn Wachtmeister rede, und ich befrage mich schon noch, was zu machen ist. Und hilft denn alles nichts, so müsst ihr halt tun, was ihr könnt. Das bessere abmähen und heuen u. das andere das Vieh und abhüten. Man kann ja jetzt gar nichts sagen, bis in 10 Tagen kann die Sache wieder ganz anders werden. Verzage nur nicht so schnell, die Zeit vergeht schon. Ich bin jetzt schon das 5te Monat hier. Habe jetzt schon mehr Dienst gemacht, als wie aktiv. Das macht, weil ich jetzt schon im 46. Jahr auch bin. Liebe Mari u. Kinder, gestern haben wir den Fronleichnamstag gehabt, aber kirchlich ist er nicht gefeiert worden, aber das bayerische Militär hat frei gehabt. Bin nachmittags nach Straßburg gefahren, aber zum Scherer Alois bin ich nicht gekommen, weil er auf Wache war. Zum Schuster von Rehberg bin ich auch noch gar nie gekommen, denn der ist auf Bahnwache abgekommen. Es war sehr schön, da sieht man viel, aber Geld könnte man auch nicht genug haben, weil alles so teuer ist, daß man es gar nicht glauben möchte. Liebe Mari, habe auch die zwei Pakete erhalten, die Leibl sind sehr gut. Kanns auch sehr gut brauchen, denn in der früh im Kaffee, da ist der Kommis fast nicht zum packen. Mittags und bei Tag, da esse ich ihn gern. Jetzt habe ich mir in den Kaffee immer ein Brot gekauft und jetzt brauche ich keins mehr zu kaufen und wenns gar sind, dann komm ich so wieder in Urlaub. Es vergeht schon wieder die Zeit. Grüße mir alle Bekannten, auch alle Hausleute, Kinder, Lena und Dorfleute, auf ein baldiges Wiedersehen. Nochmals meinen besten Dank für die Leibl und einen schönen Gruß an Schwager. Ich schreibe ihm bald wieder. Die Photografie schicke ich Dir wieder zurück. Mir hat er noch nicht geschrieben."
Ersteller
Andreas Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-06-04
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Hönheim, Westfront
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Zitat
Andreas Glaser, “Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 4.6.1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/221.