Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 18.7.1915
Dopis Marie Glaserové Andreasi Glaserovi z 18. července 1915
Dublin Core
Titel
Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 18.7.1915
Dopis Marie Glaserové Andreasi Glaserovi z 18. července 1915
Dopis Marie Glaserové Andreasi Glaserovi z 18. července 1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Beschreibung
Am 18. Juli 1915 schrieb Maria Glaser ihrem Mann einen sorgenvollen Brief. Am Tag zuvor war bereits das sechste Kalb in diesem Jahr gestorben und sie hoffte, dass sie “doch nicht von Haus u. Hof kommen [werden], derweilst Du nicht da bist!”. Zudem war ein an ihn adressiertes Paket mit leckeren Überraschungen nicht angekommen und Maria beklagte ihre Krankheit, mit der sie sich bereits ein Jahr plagte.
Abschrift des Briefes siehe unten.
...
Dne 18. července 1915 píše Marie Glaserová jejímu muži dopis plný starostí. Předchozí den zemřelo již v tomto roce šesté tele a ona doufá, že po dobu Andreasovy nepřítomnosti už nic z domu a statku neodejde. Navíc Andreasovi nedorazil balíček se sladkým překvapením, který mu poslala. Maria si také stěžuje na své onemocnění, které ji již rok trápí.
Přepis dopisu (německy):
"Oberseilberg, den 18. Juli
Lieber Andere! Deinen Brief gestern erhalten, aber mit größtem Bedauern gelesen, daß Du auf Arbeit fort mußt, wie ein Wanderbursche. Ich meine, ich darf deswegen nicht in Ängsten sein, daß Dir was fehlt. Aber das ist mir zuwider, daß Du das Paket vom Scherer Alois nicht bekommen hast und hätte Dir bloß gute Sachen dazu getan, um Dir eine kleine Überraschung zu bereiten: einen Kuchen, Wurst, 15 Eier, ½ Pfund Käse, Zucker, ein Fläschchen Lipuwer, zwei Rollen Pfefferminz zum Zeitvertreib und 20 Stück Zigarren. Lieber Andere! Gestern haben wir wieder Unglück im Stall gehabt. Hat die scheckige Kalmkuh gekälbert und hat wieder ein totes Kalb! Haben wir in einem Jahr 6 tote Kälber und sonst hat man auch keine Einnahmen. Ich weiß mir oft nicht zu helfen, wo ich grad einen Pfennig Geld hernimm. Unwürdiger Weise verbrauch ich keinen Pfennig nicht und habe nie ein Geld. Das Kuhgeld war wie etliche Mark, wenn man immer zahlen muß und nichts einnehmen. Ich weiß nicht, wo ich ein Geld hernähme zum Zinszahlen in die Bank. Ist er nicht schon bald? Da ists oft zum Kopf zerbrechen! Wennst na grad Du wieder zu Hause wärest, dann gings mich wieder nichts an! Soeben war dem Zithern-Poldl seine Frau da um ein Schmalz. Die erzählte mir auch viele häusliche Angelegenheiten. Die zahlt nichts, weil ihm das Haus nicht verschrieben ist. Oft sagte ich, wenn ich und Kinder allein wären, meine ich, wärs auch besser, wenn man nicht so viel hinter seiner hätte. Recht viel Arbeit, kein Geld und keinen Mann! In Gottes Namen, wir werden doch nicht von Haus u. Hof kommen, derweilst Du nicht da bist! Lieber Andere! Du darfst Dich nicht ärgern, was ich Dir schreibe, ich hab ja niemand, dem ich was klagen könnt. Ich schreib Dir den Brief mit weinenden Augen, weil niemand da war und recht viel Zeitlang um Dich habe. Wir haben jetzt immer viel Regen und in dem Seilberg tuns schon Korn schneiden, bei uns gehts noch vierzehn Tage her. Lieber Andere! Wirst vielleicht schon daran gedacht haben, daß es heute ein Jahr ist, wie ich krank. Wenn ich gestorben wäre, wie würde es jetzt um die Buben sein, weil sie schon so lange den Vater entbehren mussten. Wäre noch viel härter um Dich! Ich schließe mein Schreiben mit vielen Grüßen, Deine Mari u. Buben. Schreibe mir bald, wo Du in Arbeit bist und wie es Dir geht. Den Seppei, den freuts recht, daß schon Ferien haben, wenn der Vater kommt. Morgen habens keine Schule mehr."
Abschrift des Briefes siehe unten.
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Dne 18. července 1915 píše Marie Glaserová jejímu muži dopis plný starostí. Předchozí den zemřelo již v tomto roce šesté tele a ona doufá, že po dobu Andreasovy nepřítomnosti už nic z domu a statku neodejde. Navíc Andreasovi nedorazil balíček se sladkým překvapením, který mu poslala. Maria si také stěžuje na své onemocnění, které ji již rok trápí.
Přepis dopisu (německy):
"Oberseilberg, den 18. Juli
Lieber Andere! Deinen Brief gestern erhalten, aber mit größtem Bedauern gelesen, daß Du auf Arbeit fort mußt, wie ein Wanderbursche. Ich meine, ich darf deswegen nicht in Ängsten sein, daß Dir was fehlt. Aber das ist mir zuwider, daß Du das Paket vom Scherer Alois nicht bekommen hast und hätte Dir bloß gute Sachen dazu getan, um Dir eine kleine Überraschung zu bereiten: einen Kuchen, Wurst, 15 Eier, ½ Pfund Käse, Zucker, ein Fläschchen Lipuwer, zwei Rollen Pfefferminz zum Zeitvertreib und 20 Stück Zigarren. Lieber Andere! Gestern haben wir wieder Unglück im Stall gehabt. Hat die scheckige Kalmkuh gekälbert und hat wieder ein totes Kalb! Haben wir in einem Jahr 6 tote Kälber und sonst hat man auch keine Einnahmen. Ich weiß mir oft nicht zu helfen, wo ich grad einen Pfennig Geld hernimm. Unwürdiger Weise verbrauch ich keinen Pfennig nicht und habe nie ein Geld. Das Kuhgeld war wie etliche Mark, wenn man immer zahlen muß und nichts einnehmen. Ich weiß nicht, wo ich ein Geld hernähme zum Zinszahlen in die Bank. Ist er nicht schon bald? Da ists oft zum Kopf zerbrechen! Wennst na grad Du wieder zu Hause wärest, dann gings mich wieder nichts an! Soeben war dem Zithern-Poldl seine Frau da um ein Schmalz. Die erzählte mir auch viele häusliche Angelegenheiten. Die zahlt nichts, weil ihm das Haus nicht verschrieben ist. Oft sagte ich, wenn ich und Kinder allein wären, meine ich, wärs auch besser, wenn man nicht so viel hinter seiner hätte. Recht viel Arbeit, kein Geld und keinen Mann! In Gottes Namen, wir werden doch nicht von Haus u. Hof kommen, derweilst Du nicht da bist! Lieber Andere! Du darfst Dich nicht ärgern, was ich Dir schreibe, ich hab ja niemand, dem ich was klagen könnt. Ich schreib Dir den Brief mit weinenden Augen, weil niemand da war und recht viel Zeitlang um Dich habe. Wir haben jetzt immer viel Regen und in dem Seilberg tuns schon Korn schneiden, bei uns gehts noch vierzehn Tage her. Lieber Andere! Wirst vielleicht schon daran gedacht haben, daß es heute ein Jahr ist, wie ich krank. Wenn ich gestorben wäre, wie würde es jetzt um die Buben sein, weil sie schon so lange den Vater entbehren mussten. Wäre noch viel härter um Dich! Ich schließe mein Schreiben mit vielen Grüßen, Deine Mari u. Buben. Schreibe mir bald, wo Du in Arbeit bist und wie es Dir geht. Den Seppei, den freuts recht, daß schon Ferien haben, wenn der Vater kommt. Morgen habens keine Schule mehr."
Ersteller
Maria Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-07-18
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Westfront
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Zitat
Maria Glaser, “Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 18.7.1915 Dopis Marie Glaserové Andreasi Glaserovi z 18. července 1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/226.