Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 11.4.1915
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Titel
Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 11.4.1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familien
Liebe
Beschreibung
Abschrift des Briefes:
"Oberseilberg den 11. April 1915
Lieber Andre! Deine Karte erhalten, der Andre brachte sie von der Kirche mit. Wie er kam, sagte er zu den kleinen zwei Buben: Heute habe ich eine Karte von dem Vater, wo er auch dabei ist. Hernach soll mans ihnen immer zeigen, der welcher der Vater ist. Das wird eine Freude werden, wennst kommen kannst. Jetzt reden der Peppi und der Franzi viel von Dir, ein jeder möchte sich zu Dir schlafen. Den Peppi hab ich schon paarmal gehaut. Wenn er aus kann, ist er schon im Dorf, dann sagt er immer, die Mutter muß in den Krieg und der Vater muß dableiben. Lieber Andere! Am Montag, den 12. April muß ich zum Herrn Hauptlehrer, daß wir in die Mühle fahren können. Der muß das Schreiben machen und - von der Gemeinde bestätigt – und kommts ins Bezirksamt, dann kommts wieder zurück, wieviel Zentner daß man in die Mühle bringen kann und wie lange man reichen muß damit. Lieber Andere! Neues kann ich Dir schreiben, daß die Ochsen furchtbar teuer sind. Da kannst Dir einen Begriff machen: Für die jungen Ochsen bekommt man 1300 Mark, für die alten 14 bis 1900 Mark. Über die Nacht hat sich schon mancher Händler 100:100 Mark verdient. Lieber Andere! Es ist bereits 10 Uhr nachts und der Sepp ist noch nicht von dem 9-Uhr-Gottesdienst da. Das wird morgen wieder für ein Gesicht sein, nicht zum aufschauen, das würd bei Dir nicht passieren. Den Schauer hab ich noch nicht gesehen, er soll recht mager sein. Werde einmal zu ihm gehen auf ein Seidel Bier, mehr vertragt mein Magen nicht. Lieber Andere! Ich weiß nicht, wie ichs machen soll mit dem Urlaub. Soll ich das Gesuch noch mal machen lassen oder soll ich darüber nochmal den Herrn Hauptlehrer fragen oder wie meinst Du? Schreib es mir sogleich! Lieber Andere! Den 8. April hat uns der Vizi das Schwein gestochen, war aber lange nicht tot geworden, ist recht geschäftig dabei. Gewogen hat es 3,38 Ztr., war sehr fett. Wir haben immer schlechtes Wetter, Schnee und Regen und sehr kalt. Der Schmöller Peter schrieb dem Johann, daß er von Dir gar nichts weiß. Lieber Andere! Lass Dich ganz gewiß machen, bevor Du in Urlaub fahrst, gehe zu einem Gscheiten. Die Buben treibens so stark, alle Tag fragens. Auch schreibe obs Du Zeit hast, wenn der Schauer retour kommt, daß Du nach Straßburg kommst. Lieber Andere! Es ist bereits ½ 11 Uhr und bin schon sehr schläfrig und muß das Schreiben schließen. Mit vielen herzlichen Grüßen verbleibe ich Deine liebe Mari und Kinder. Auf baldiges Wiedersehen! Bleibe gesund, behüt Dich Gott! Einen schönen Gruß von den Gendarmen."
"Oberseilberg den 11. April 1915
Lieber Andre! Deine Karte erhalten, der Andre brachte sie von der Kirche mit. Wie er kam, sagte er zu den kleinen zwei Buben: Heute habe ich eine Karte von dem Vater, wo er auch dabei ist. Hernach soll mans ihnen immer zeigen, der welcher der Vater ist. Das wird eine Freude werden, wennst kommen kannst. Jetzt reden der Peppi und der Franzi viel von Dir, ein jeder möchte sich zu Dir schlafen. Den Peppi hab ich schon paarmal gehaut. Wenn er aus kann, ist er schon im Dorf, dann sagt er immer, die Mutter muß in den Krieg und der Vater muß dableiben. Lieber Andere! Am Montag, den 12. April muß ich zum Herrn Hauptlehrer, daß wir in die Mühle fahren können. Der muß das Schreiben machen und - von der Gemeinde bestätigt – und kommts ins Bezirksamt, dann kommts wieder zurück, wieviel Zentner daß man in die Mühle bringen kann und wie lange man reichen muß damit. Lieber Andere! Neues kann ich Dir schreiben, daß die Ochsen furchtbar teuer sind. Da kannst Dir einen Begriff machen: Für die jungen Ochsen bekommt man 1300 Mark, für die alten 14 bis 1900 Mark. Über die Nacht hat sich schon mancher Händler 100:100 Mark verdient. Lieber Andere! Es ist bereits 10 Uhr nachts und der Sepp ist noch nicht von dem 9-Uhr-Gottesdienst da. Das wird morgen wieder für ein Gesicht sein, nicht zum aufschauen, das würd bei Dir nicht passieren. Den Schauer hab ich noch nicht gesehen, er soll recht mager sein. Werde einmal zu ihm gehen auf ein Seidel Bier, mehr vertragt mein Magen nicht. Lieber Andere! Ich weiß nicht, wie ichs machen soll mit dem Urlaub. Soll ich das Gesuch noch mal machen lassen oder soll ich darüber nochmal den Herrn Hauptlehrer fragen oder wie meinst Du? Schreib es mir sogleich! Lieber Andere! Den 8. April hat uns der Vizi das Schwein gestochen, war aber lange nicht tot geworden, ist recht geschäftig dabei. Gewogen hat es 3,38 Ztr., war sehr fett. Wir haben immer schlechtes Wetter, Schnee und Regen und sehr kalt. Der Schmöller Peter schrieb dem Johann, daß er von Dir gar nichts weiß. Lieber Andere! Lass Dich ganz gewiß machen, bevor Du in Urlaub fahrst, gehe zu einem Gscheiten. Die Buben treibens so stark, alle Tag fragens. Auch schreibe obs Du Zeit hast, wenn der Schauer retour kommt, daß Du nach Straßburg kommst. Lieber Andere! Es ist bereits ½ 11 Uhr und bin schon sehr schläfrig und muß das Schreiben schließen. Mit vielen herzlichen Grüßen verbleibe ich Deine liebe Mari und Kinder. Auf baldiges Wiedersehen! Bleibe gesund, behüt Dich Gott! Einen schönen Gruß von den Gendarmen."
Ersteller
Maria Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-04-11
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Westfront
Zitat
Maria Glaser, “Brief von Maria Glaser an Andreas Glaser vom 11.4.1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/215.