Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 20.2.1915
Dublin Core
Titel
Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 20.2.1915
Thema
Alltag
Korrespondenz
Front
Frauen
Familie
Liebe
Beschreibung
Transkription des Briefes:
"Eckbolsheim, den 20. Februar 1915
Liebe Mari und Kinder!
Habe gestern abends Deinen Brief erhalten. Hat mich wieder sehr gefreut, wenn man von der Heimat wieder etwas erfährt, und heute vormittags habe ich Zeit, daß ich Euch schreibe. Denn ich komme mittags 12 Uhr auf die Batterie-Wache. Bei Nacht sind Doppelposten, da kommt auch mein Kollege, der Hertl von Breitenberg. Der ist aber nur bei Nacht. Ich bin aber von Samstag 12 Uhr Mittag bis Sonntag 12 Uhr Mittag und da haben wir ¾ Stunden zu gehen von Eckbolsheim und das beste ist, daß bei Nacht zwei sind. Ist es doch nicht so langweilig und vergeht die Zeit schneller. Liebe Mari, geschrieben hat mir der Schauer auch schon, ich solle bald nachkommen. Ich habe aber keine Freude. Mir geht es in Eckbolsheim auch nicht schlecht. Der Bachschuster und die Pasterin hat mir auch schon geschrieben, daß es auf dem Stammtisch nicht mehr so lustig ist. Und heute schreibe ich auch dem Doktor Pfau u. dem Herrn Pfarrer von Grainet, weil ich Zeit habe. Denn die zwei Stunden vergehen schon, dann hat man wieder 4 Stunden frei. Liebe Mari, wegen dem Kuchen lasse es gut sein, denn bis ich ihn bekomme, ist er doch schon alt und ich verlange mir die Sache nicht. So gern wennst einen machen willst, so gib den Buben für mich und sage, er ist von mir. Liebe Mari, wegen dem Bankzins da darfst nur die Quittungen anschauen. Wennst den Stier noch nichts geht so gehet zum Puffer, daß er an die Bank schreibt auf 2 Monat Verlängerung. Der tut es ja gern und wenns einmal zum Anbauen wird, dann gehe zum Herrn Hauptlehrer, daß er herein schreibt, durch die Gemeinde bestätigt, und ich glaube sicherlich, daß ich 14 Tage und kann sein auch 3 Wochen Urlaub bekomme. Denn angebaut muß auch werden. Es wäre nicht so schlecht, wenn man 3 Wochen von der Geschichte los wäre. Und grüße mir den Sepp, er soll alle Tage einen Rosenkranz beten, daß er nicht einrücken darf, denn er hat keinen Begriff. Da muß man das Maul halten und wenn man Recht auch hatte. Aber schaden tut es gar keinem, weil draußen da werden Sprüch gemacht, aber wenns einmal da sind, da kuschens sich. Was ist es mit der Senzl? Ist ihr die Zeit noch lang um den Max? Sie muß ihr ganz anders denken, es hilft nichts. Ein paar Vaterunser beten, das ist das beste was man tun kann. Und schreibt mir auch von dem Leichengottesdienst. Sind viele Veteranen gewesen? Ich hätte auch dabei sein wollen, aber es kann halt nicht sein. Grüße mir alle Bekannten, Du weißt ja, daß ich mit allen Leuten bekannt war. Auf ein baldiges Wiedersehen! Jetzt bekommt ihr bald eine Photografiekarte von mir. Gruß an die Buben!"
"Eckbolsheim, den 20. Februar 1915
Liebe Mari und Kinder!
Habe gestern abends Deinen Brief erhalten. Hat mich wieder sehr gefreut, wenn man von der Heimat wieder etwas erfährt, und heute vormittags habe ich Zeit, daß ich Euch schreibe. Denn ich komme mittags 12 Uhr auf die Batterie-Wache. Bei Nacht sind Doppelposten, da kommt auch mein Kollege, der Hertl von Breitenberg. Der ist aber nur bei Nacht. Ich bin aber von Samstag 12 Uhr Mittag bis Sonntag 12 Uhr Mittag und da haben wir ¾ Stunden zu gehen von Eckbolsheim und das beste ist, daß bei Nacht zwei sind. Ist es doch nicht so langweilig und vergeht die Zeit schneller. Liebe Mari, geschrieben hat mir der Schauer auch schon, ich solle bald nachkommen. Ich habe aber keine Freude. Mir geht es in Eckbolsheim auch nicht schlecht. Der Bachschuster und die Pasterin hat mir auch schon geschrieben, daß es auf dem Stammtisch nicht mehr so lustig ist. Und heute schreibe ich auch dem Doktor Pfau u. dem Herrn Pfarrer von Grainet, weil ich Zeit habe. Denn die zwei Stunden vergehen schon, dann hat man wieder 4 Stunden frei. Liebe Mari, wegen dem Kuchen lasse es gut sein, denn bis ich ihn bekomme, ist er doch schon alt und ich verlange mir die Sache nicht. So gern wennst einen machen willst, so gib den Buben für mich und sage, er ist von mir. Liebe Mari, wegen dem Bankzins da darfst nur die Quittungen anschauen. Wennst den Stier noch nichts geht so gehet zum Puffer, daß er an die Bank schreibt auf 2 Monat Verlängerung. Der tut es ja gern und wenns einmal zum Anbauen wird, dann gehe zum Herrn Hauptlehrer, daß er herein schreibt, durch die Gemeinde bestätigt, und ich glaube sicherlich, daß ich 14 Tage und kann sein auch 3 Wochen Urlaub bekomme. Denn angebaut muß auch werden. Es wäre nicht so schlecht, wenn man 3 Wochen von der Geschichte los wäre. Und grüße mir den Sepp, er soll alle Tage einen Rosenkranz beten, daß er nicht einrücken darf, denn er hat keinen Begriff. Da muß man das Maul halten und wenn man Recht auch hatte. Aber schaden tut es gar keinem, weil draußen da werden Sprüch gemacht, aber wenns einmal da sind, da kuschens sich. Was ist es mit der Senzl? Ist ihr die Zeit noch lang um den Max? Sie muß ihr ganz anders denken, es hilft nichts. Ein paar Vaterunser beten, das ist das beste was man tun kann. Und schreibt mir auch von dem Leichengottesdienst. Sind viele Veteranen gewesen? Ich hätte auch dabei sein wollen, aber es kann halt nicht sein. Grüße mir alle Bekannten, Du weißt ja, daß ich mit allen Leuten bekannt war. Auf ein baldiges Wiedersehen! Jetzt bekommt ihr bald eine Photografiekarte von mir. Gruß an die Buben!"
Ersteller
Andreas Glaser
Quelle
Franz Glaser
Herausgeber
Universität Passau
Datum
1915-02-20
Mitarbeiter
Jana Schwarzová, Marek Pršín
Rechte
CC BY-NC-SA 4.0
Format
jpg
Sprache
Deutsch
Typ
Brief
Abdeckung
Oberseilberg, Grainet, Lkr. Freyung-Grafenau
Eckbolsheim, Westfront
Zitat
Andreas Glaser, “Brief von Andreas Glaser an Maria Glaser vom 20.2.1915,” Erster Weltkrieg in Bayern/Böhmen, accessed 21. November 2024, http://ersterweltkrieg-bayern-boehmen.uni-passau.de/items/show/192.